1.
Untröstlich und voll Trauer jetzt,
ist Joseph; und er wirft zuletzt
sich auf des Vaters Angesicht.
Er weint und küsst ihn, zögert nicht, |
6.
der einen Eid geschworen hat
dem Vater, dass er an der Statt,
die er sich wünscht, in Kanaan,
ihn zur Bestattung bringen kann.
|
2.
befiehlt den Dienern, dass sie ihn
noch salben; das zieht lang sich hin.
Nicht nur die Diener, Ärzte auch,
die salben ihn nach altem Brauch. |
7.
Ein Einseh’n hat der Pharao
und sagt: „Geh hin und mach es so,
wie du es ihm geschworen hast.
Drum zog nun Joseph ohne Hast
|
3.
Nach vierzig Tagen ist die Zeit,
dass er zur Beisetzung bereit.
So bleibt er frisch bis zum Transport
vom Haus bis zum Bestattungsort. |
8.
hinauf zum Grab nach Kanaan
und es zog mit, wer immer kann,
zur Ehre Jakobs. Ja, es war
jetzt wirklich eine große Schar.
|
4.
Die Trauer in Ägypten währt
wohl siebzig Tage, so verehrt
war Jakob, Israel, im Land,
weil er für Recht und Wohlfahrt stand. |
9.
Sehr viele Leute Pharaos,
wer mitkam, war bei ihm sehr groß.
Die Ältesten vom ganzen Land
man in der Trauergruppe fand.
|
5.
Als dann die Trauer war getan,
schickt Joseph eine Botschaft an
den Pharao; er bittet schon
ihm zu erlauben, als dem Sohn |
10.
Den Zug führt Joseph selber an,
Familie, Brüder, Mann für Mann.
Zurück nur blieben Kind‘ und Vieh,
im Lande Gosen blieben sie.
|
 |
11.
Viel‘ Wagen zogen vor ihm her,
Gespanne auch und noch viel mehr.
Die Trauergäste zogen mit,
sie folgten Joseph Schritt für Schritt. |
15.
zum Erbbegräbnis, alle Mann
und auch die Frauen kamen dann
hinein in das Familiengrab.
Danach zog jeder wieder ab,
|
12.
Bei Goren-Atad, nah‘ dem Ort,
sie hielten große Klage dort.
Joseph hielt sieben Tage lang
die Totenklage, schön sie klang. |
16.
dort nach Ägypten, in das Land,
wo sich doch ihre Heimat fand.
Doch Jakob blieb für immer dort
in Kanaan am Grabesort.
|
13.
Die Leute sprachen dort im Land,
von dem, was statt am Jordan fand;
„Ägyptens Klage“ heißt das Feld,
wo alle klagend aufgestellt. |
17.
Die Brüder bangten fürchterlich,
dass Joseph jetzt könnt‘ rächen sich
für ihre Bosheit seinerzeit,
weil sie verursacht so viel Leid.
|
14.
Die Söhne brachten ihn hinab
und über’n Jordan in sein Grab,
das einst erworben Abraham,
in das dann die Familie kam |
18.
Sie überlegten ernsthaft nun,
was Joseph ihnen könnte tun;
sie schickten eine Botschaft hin;
es standen Jakobs Worte drin,
|
 |
19.
wo Jakob ihnen noch befahl,
dass Joseph soll – trotz früher Qual,
die Brüder jetzt verfolgen nicht,
noch zerren sie vor ein Gericht;
20.
zu rächen diese Missetat,
die Joseph einst erlitten hat.
Als Joseph diese Worte hört,
weint er und fühlt sich ganz verstört. |
22.
Gerührt spricht Joseph ihnen zu:
„Ihr, meine Brüder, habt jetzt Ruh.
Ich stehe nicht an Gottes Statt
und folge seinem guten Rat.“
23.
„Ganz böse sollt‘ es mir gescheh’n,
so hattet ihr es vorgeseh’n.
Doch Gott griff ein, er hat’s gedreht,
drum geht’s jetzt gut, wie ihr ja seht!“
|
21.
Die Brüder sagen: „Es war schlecht,
was wir getan und gar nicht recht.
Vergib uns unsre üble Tat,
Sei gnädig uns, nach Gottes Rat.“ |
24.
„Dem Volk das Leben zu bewahr’n,
wollt‘ Gott nicht an der Hilfe spar’n.
Drum ist geschehen, wie es war.
Gott selbst macht alles wunderbar.“
|
 |
25.
Er sagt: „So fürchtet euch nun nicht,
ich helfe euch, wie‘ meine Pflicht.
Getröstet sollt ihr alle sein;
erfahrt, die Rache ist nicht mein.“ |
28.
„er führt euch einst zur rechten Zeit
ins Land, das er dem Volk bereit’t,
Abraham, Isaak, Jakob dort,
sie liegen schon am rechten Ort.“
|
26.
Der Joseph lebt noch viele Jahr:
einhundertzehn war’n es sogar.
Die Enkel auch er wachsen sieht
erlebt sie bis in’s dritte Glied. |
29.
„Gott wird euch geben das Geleit;
gebt für die Heimkehr mir den Eid,
dass ihr mich mitnehmt, wenn ihr geht,
ins Heimatgrab, das dort ja steht.“
|
27.
Allmählich nun ganz schwach und alt
spricht er zu seinen Brüdern bald:
„Ich sterbe jetzt. Seid unverzagt,
denn Gott hat selber mir gesagt,“ |
30.
„Er starb, die Brüder salbten ihn
und legten in den Sarg ihn hin;
nach langer Zeit und gut bewacht
wird dann zur Heimat er gebracht.“
|

|
Und wie es weitergeht im Text,
das schreib‘ ich später; bis demnächst.
© 11.11.2018 Gisela Kibele
|