Die Kröten wandern gern bei Nacht,
so, wie sie’s immer schon gemacht.
Bei Nacht zu sehen ist recht schwer,
ein Storch sieht sie dann auch nicht mehr.
Doch ist die Luft noch abends heiß,
bricht selbst der Kröte aus der Schweiß.
Die Kröte schwitzt und atmet schwer:
„Wo kriege ich jetzt Wasser her?
Hier kenne ich mich gar nicht aus,
denn plötzlich steht hier Haus an Haus.
Ich hab‘ mich zu weit weg getraut,
ganz langsam trocknet meine Haut!“
„Da steht ein Eimer, ziemlich hoch,
das Wasser darin riech‘ ich doch.
Und drinnen möcht‘ ich gerne sein;
nur halt, wie komme ich da rein?“
Den hohen Sprung schafft sie ja nicht.
Doch plötzlich geht ihr auf ein Licht.
Die Kröte ist wohl gar nicht dumm,
sie schaut sich bloß ein bisschen um:
„Wenn ich die Treppe steig‘ hinauf,
dann sitze ich gleich oben drauf,
und dann, mit einem kühnen Satz,
ergatt’re ich den Wasserplatz.“
Sie macht ’nen Hupf und springt hinein,
will gar nicht wieder draußen sein.
So langsam wird es wieder hell:
„Wie komm‘ ich wieder raus ganz schnell?
Der Eimer ist ja wie ein Loch,
ojemine, und viel zu hoch!“
In großer Not kommt ein Frau,
sie sieht, was los ist, ganz genau
und bringt den Eimer an den Teich.
Die Kröte springt hinein sogleich
und schwimmt davon, so schnell sie kann.
„Das ging ja nochmal gut, oh Mann!“
Die Fische sind etwas verstört;
das haben sie noch nie gehört.
Die Kröte quakt voll Lebenslust
aus dickem Hals und froher Brust.
Dann schläft sie ein; das war zu viel
an Abenteuer, und kein Spiel.
© 28.08.2011 Gisela Kibele
Foto „Kröte“ Dirk Paeschke www.kostenlos-fotos.de